Faris Sehic, ein Teilnehmer unserer bewegenden Bosnienreise, hat einen persönlichen Bericht über seine Eindrücke in Srebrenica verfasst. Seine Erlebnisse und Gedanken bieten einen tiefen Einblick in diese bedeutungsvolle Reise:
Normalerweise begann unser Tag in Sarajevo mit einem ausgiebigen und nahrhaften Frühstück im Hotel, wo alle gut drauf und glücklich waren, und wir danach beispielsweise ein die Stadt gingen oder taten eben das, was das für diesen Tag vorgesehen war. Doch an diesem Tag, wo wir nach Srebrenica fahren sollten war alles ein wenig anders. Auch wenn vielleicht einige der Kinder zu dem Zeitpunkt nicht genau wussten was in Srebrenica geschah, merkte man, dass die Stimmung an diesem Morgen anders war. Die meisten von uns wussten nicht was uns erwarten würde. Einige wussten bereits einige Details oder grundlegende Informationen, was dazu führte, dass die übliche gute Stimmung in gewisser Weise fehlte. Als der Bus uns dann abholte fuhren in den Osten des Landes, wo Srebrenica liegt. In der Nähe zur bosnisch-serbischen Grenze, in einem Tal gelegen, befindet sich die Kleinstadt wo Ende des 20. Jahrhunderts eine der schlimmsten Gräueltaten seit dem Ende des 2. WK in Europa begangen wurde. Nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen sind merkte man bereits, dass es hier anders als in der Metropole Sarajevo ist. Gewiss ist es nicht so dich besiedelt. In der Tat wirkt alles eher wie ein Dorf. Und auch die Tatsache, dass sich die Gedenkstätte in einem Tal befindet trägt dazu bei, dass alles irgendwie kälter und düsterer wirkt, als wir es von Bosnien gewohnt sind.
Zunächst begaben wir uns mit unserem Reiseführer Nermin Numic in die sogenannte Batteriefabrik Srebrenica im Vorort Potocari, wo sich während des Genozids die meisten Menschen befanden. In einer sehr persönlichen Ausstellung erfuhren wir, wie die Menschen damals flüchteten und sich versteckten. Einige von ihnen verbrachten Monate in Höhlen in den umliegenden Bergen. An diesem Punkt erschlossen sich dann auch den Jugendlichen die weiteren Informationen zu Srebrenica. Nermin erklärte uns, dass im Jahr 1995, genauer gesagt im Juli, in Srebrenica eine sichere Zone der UN gegründet wurde und das Menschen aus der Umgebung dort Schutz suchten. Zu dieser Zeit suchten rund 30.000 bosnische Muslime Schutz vor dem Aggressor, den Serben. Die sogenannten UN-Blauhelm Soldaten aus den Niederlanden sollten dafür sorgen, dass den Mensch dort nichts geschieht. Jedoch kam es dazu, dass die Serben es schafften die Soldaten zu überwältigen. Letztlich ermordeten sie 8372 Bosniaken und vertrieben abertausende von ihnen. Die Überreste der Leiche wurden in Massengräbern verscharrt, um die Spuren zu verwischen. Teilweise sogar sekundäre und tertiäre Massengräber.
Nachdem wir uns die Ausstellung anschauten begaben wir uns auf den Friedhof, wo die Überreste der Opfer vergraben sind. Teilweise liegen in den Gräbern jedoch nur wenige Knochen, da die kompletten Knochen noch nicht gefunden wurden. Alles Grabsteine sind gleich und weiß. Die weißen Grabsteine stehen für Muslimische Gräber und die Tatsache, dass alle gleich sind bedeutet, dass alle Menschen vor Gott gleich sind und niemanden bevorzugt.
Unser letzter Stop in der Gedenkstätte war das Museum. Das Museum befindet sich in dem Gebäude, in dem damals die Blauhelmsoldaten untergebracht waren. Dort finden sich verschiedene Bilder und Ausstellungsstücke, die teilweise sehr emotional die Geschehnisse erläutern.
Dieser gesamte Tag war für die meisten von uns eine etwas andere und sehr emotionale Erfahrung und erinnerte und daran, wie wichtig interreligiöser Dialog, Toleranz und Verständnis wirklich sind.
-Faris Sehic
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